Fachgebiet Wasserbau

Vulnerabilität und Schadenspotenzial

Vulnerabilität beschreibt die Verletzbarkeit und mögliche Schäden im Hochwasserfall. Zum einem geht hier die Nutzungsart der betroffenen Gebäudeteile ein und zum anderen Art und Ausbau der Technischen Gebäudeausstattung und der Bauweise.

Nutzungsart:

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man als Privatperson nichts an der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Hochwassers ändern kann, aber sehr wohl den Grad des Schadens reduzieren kann.

Eine Nutzungsänderung und somit eine an das Hochwasser angepasste Nutzung ist ein einfachere Maßnahme als Änderungen in der TGA, doch ihre Wirkung auf den möglichen Schaden ist nicht zu unterschätzen. Eine angepasste Nutzung des Kellers (Frage 1.351.) ist ein gutes Beispiel, so könnten Keller beispielsweise wie folgt genutzt werden:

  • Lager,
  • Hobbyraum,
  • Waschraum,
  • Badezimmer,Arbeitszimmer,
  • Wohnung,
  • Freizeitraum mit kostspieliger Ausstattung.

Geht man nun von einem Gebäude aus, welches schon bei einem HQ10 mit Wassereintritt in den Keller rechnen muss, also relativ häufig, so ist es sinnvoll keine höheren Nutzungsintensitäten dort anzusiedeln. Von Wohnungen oder Freizeiträumen mit großer und kostspieliger Ausstattung ist abzusehen. Auch Hobbyräume und Arbeitszimmer, in denen sich teurere Geräte oder wertvolle Unterlagen befinden, sollten nur mit Bedacht in Kellern untergebracht werden. Badezimmer und Wäscheräume, welche in der Regel wenige teure Geräte beinhalten können bei durchdachter Auswahl der Armaturen und vorhandener Rückstauklappe realisiert werden. Die Nutzung als Lager sollte sich auf das Lagern wenig kostbarer Güter beschränken, welche bestenfalls noch leicht aus den Kellern zu entfernen sind. Definitiv ist jedoch von der Lagerung Umwelt- und Gesundheitsgefährdender Stoffe abzusehen.

Analog zum Keller lässt sich diese angepasste Nutzung auf jedes weitere Stockwerk und auch auf die Außenanlagen übertragen. Je höher der zu erwartende Wasserstand ist desto geringer sollte die Nutzungsintensität wie auch die Wertigkeit dieser Nutzung sein.

Nicht nur Geräte oder Einrichtungen können so vor Beschädigungen geschützt werden, sondern auch Verschmutzungen durch Gefahrenstoffe oder durch Wasser weggespülte Stoffe kann so verhindert oder durch angepasste Lagerungen reduziert werden. Dies gilt nicht nur für das Gebäude selbst, sondern auch für die Außenanlagen. Besonders bei gewerblicher Nutzung ist auf eine angepasste Nutzung von umwelt- und gesundheitsschädigenden Stoffen zu achten, da diese oft bedenklicher, als Stoffe des häuslichen Gebrauchs sind. Allerdings lässt sich eine Verschmutzung durch Gefahrenstoffe, welche von Oberliegern verschuldet sind nicht ausschließen.

Verringertes Ausmaß von Schadensbildern durch angepasste Nutzung bei:

  • Verschmutzung
  • Beschädigungen durch Gefahrenstoffe
  • beschädigte Einrichtungsgegenstände
  • beschädigte Haustechnik  

Vorsorgemaßnahmen:

Sowohl aktiv als auch passiv kann das Schadenspotenzial durch Vorsorgemaßnahmen, Gebäudeausrüstung und Bauweise positiv beeinflusst werden.

Aktive Maßnahmen, wie Vorsorgemaßnahmen, werden kurz vor dem Hochwasserereignis aufgebaut und bleiben für die Dauer dieses aktiv (Frage 1.9), diese gehören der Kategorie Widerstehen an:

  • Dammbalkensysteme,
  • Druckdichte Fenster und Türen
  • Sandsäcke und Pumpen.

Hierzu zählen aber auch, der Abbau und das in Sichere Zonen Verbringen von Gasthermen aus überflutungsgefährdeten Bereichen, sowie die Sicherung von Gegenstände gegen Aufschwimmen.

Diese Maßnahmen haben in der Regel das Ziel das Hochwasser und auch Schmutz und Unrat, welcher im Wasser gelöst ist oder schwimmt, am Eindringen in das Gebäude zu hindern. Sollte das Wasser höher als die Widerstandsgrenze steigen ist es sinnvoll das Gebäude mit sauberem Wasser zu fluten (Nachgeben). Auf diese Weise wird eine Verschmutzung und Beeinträchtigung durch umweltgefährdende Stoffe minimiert.

Verringertes Ausmaß von Schadensbildern durch aktive Vorsorgemaßnahmen und kontrolliertes Fluten bei:

  • Verschmutzung
  • Beschädigungen durch Gefahrenstoffe
  • beschädigte Einrichtungsgegenstände
  • beschädigte Wände
  • beschädigte Haustechnik
  • strukturelle Schäden an Gebäudeteilen

Haustechnik, Baustoffe und Bauweise:

Passiv kann das Gebäude durch im Vorfeld angepasste Haustechnik, Baustoffe und Bauweisen so gestaltet werden, dass zum einem der Wassereintritt minimiert wird und zum anderen die Schäden bei Wassereintritt geringer ausfallen (Nachgeben).

Bei dichten Kellerwänden (Durchdringungen, Fugen, Wände), dichten Fenstern und Türen und eingebauter Rückstauklappe/Hebeanlage ist die Wahrscheinlichkeit des Wassereintritts in den Keller minimiert. Analog gilt dies auch für die Wände im Erdgeschoss.

Zu einer angepassten Haustechnik gehören die Fragen 4.2 – 4.13. Diese sind bei der Erklärung der Fragen beschrieben und führen im allgemeinen zu einer Minimierung der Schäden und in der Regel auch zu einer kürzeren Regenerationszeit nach Eintritt der Schäden.

Auch die Wahl der richtigen Baustoffe (Frage 4.1.) führt zu einer erheblichen Verkürzung der Regenerationszeit. In den meisten Fällen reicht es aus die betroffenen Bauteilen nach Rückgang des Hochwassers zu reinigen, da es sich bei den empfohlenen Baustoffen, um wasserunempfindliche handelt, sind in der Regel auch keine großen Renovierungsarbeiten erforderlich. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass sich Schmutz und Gefahrenstoffe nicht in der Bausubstanz absetzten können und leichter entfernbar sind. Zum Beispiel reicht bei gefliesten Böden eine Reinigung mit einem Hochdruckreiniger, während man einen Laminatboden komplett austauschen müsste. Dies spart Zeit und Geld.

Eine Umsetzung der Empfehlung für Haustechnik, Baustoffe und Bauweisen ist in jedem Fall empfehlenswert. Zwar ist sie kostenintensiver, als die Änderung der Nutzung, jedoch amortisieren sich die Kosten je nach Hochwasserbelastung relativ schnell. Ein Vorteil ist auch, dass bei der Regeneration nach Hochwasserereignissen ein angepasster Umbau direkt mit einbezogen werden kann. So kann beispielsweise der beschädigte Laminatfußboden direkt durch Fliesen ersetzt werden.

Verringertes Ausmaß von Schadensbildern durch angepasste Haustechnik, Baustoffe und Bauweise bei:

  • Verschmutzung
  • Beschädigungen durch Gefahrenstoffe
  • beschädigte Einrichtungsgegenstände
  • beschädigte Wände
  • beschädigte Haustechnik
  • strukturelle Schäden an Gebäudeteilen
  • Schimmelbefall
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