Prof. Dr.-Ing. Gero Koehler †
Prof. Dr. Gero Koehler, langjähriger Leiter des Fachgebietes Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Kaiserslautern und allseits bekannter und geschätzter Fachkollege, ist am 21. Dezember 2011 verstorben. Er hat seinen langen und unverzagten Kampf gegen die schwere Krankheit verloren, als seine Kräfte zu Ende gingen.
Geboren 1940 studierte Gero Koehler in den Jahren 1962 bis 1968 Bauingenieurwesen an der Universität Hannover und arbeitete nach seinem Abschluss als Diplomingenieur als wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Institut für Wasserwirtschaft bei Prof. Billib, wo er 1971 zum Thema „Hydrologische Bewertung von Hochwasserabflüssen kleiner Fließgewässer“ promovierte. Anschließend führte ihn sein Weg nach Karlsruhe. Dort arbeitete er einige Jahre am Landesamt für Umweltschutz Baden-Württemberg.
1985 wurde er an die Universität Kaiserslautern berufen, wo ihm als Gründungsprofessor und erster Leiter das Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft anvertraut wurde. Zwanzig Jahre bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005 führte Prof. Koehler mit großem Sachverstand, visionärem Blick und hohem persönlichen Einsatz diesen Bereich. Auch noch mehrere Semester nach seinem offiziellen Ausscheiden bemühte er sich um einen reibungslosen Übergang und half somit seinem Nachfolger, Prof. Dr. Robert Jüpner, bewährte Pfade fortzuführen. Sein großes Engagement galt der Lehre, die er als „vornehme Pflichtaufgabe“ ansah, und der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Bauingenieurwesen war er viele Jahre als Leiter der Kommission „Studium und Lehre“ aktiv und vertrat den Studiengang Bauingenieurwesen als Sprecher von 2002 bis 2005.
Seine fachlichen Schwerpunkte lagen vor allem in der Hydrologie kleiner Fließgewässer, wo er in vielen Jahren aktiver Forschung das gesamte Spektrum vom Hochwasser bis hin zum Niedrigwasser untersuchen konnte, sowie in der Entwicklung eines neuen Verständnisses von „Gewässern als Lebensraum“ und der Vernetzung der Wasserkörper mit der Landschaft. Als ökologisch denkender Wasserbauingenieur fühlte er eine besondere Verantwortung für die Folgen wasserbaulichen Handelns und engagierte sich in der interdisziplinären Bearbeitung von Gewässerschutz und Gewässerbewirtschaftung zusammen mit Biologen und Raum- und Umweltplanern. Diese Erfahrungen flossen in die Lehre ein und prägten eine moderne wasserbauliche Ausbildung, die seine Handschrift noch heute trägt. Prof. Koehlers fachliche Ausrichtung spiegelte sich auch im unterschiedlichen beruflichen Hintergrund seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wider. Seiner kollegialen, bescheidenen und sachorientierten Führung ist es zu verdanken, dass eine Reihe fachübergreifender und interdisziplinärer Projekte erfolgreich abgeschlossen werden konnten, vor allem im bundesweiten Prozess der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Damit erwarb sich Prof. Koehler allgemein anerkannte Fachkompetenz bei Fachkollegen, Projektpartnern und Fördermittelgebern; hier insbesondere bei der Abteilung Wasserwirtschaft im Umweltministerium Rheinland-Pfalz. Stellvertretend für seine fachliche Ausrichtung und sein Pflichtbewusstsein sei hier nur das Forschungsvorhaben für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt „Ökologische Bewertung und Entwicklung der Wooge im Biosphärenreservat Pfälzerwald“ zu nennen. Die wesentlichen Arbeiten an diesem Projekt realisierte er „als Pensionär“; die Fertigstellung des Schlussberichtes übernahm er während seiner Krankheit! Die Überreichung des Berichtsbandes „als Abschied“ erfolgte wenige Wochen vor seinem Tod.
Sehr frühzeitig hat er zudem sein großes Fachwissen auch in die DVWK- und später DWA-Gremienarbeit eingebracht. Seit 1975 arbeitete Gero Koehler ehrenamtlich in verschiedenen Gremien des Kuratoriums für Kulturbauwesen (KfK), des Deutschen Verbandes für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK), der Abwassertechnischen Vereinigung (ATV) und der ATV-DVWK bzw. DWA mit. Erst im März 2010 trat Gero Koehler von all seinen Funktionen in der DWA zurück, darunter der Mitgliedschaft im Hauptausschuss „Hydrologie und Wasserbewirtschaftung“ und als Sprecher der DWA-Arbeitsgruppe „Niedrigwasser“. Im Laufe seiner sehr aktiven Zeit hat er an vielen technischen Regeln und Veröffentlichungen der verschiedenen Organisationen mitgearbeitet. Sein Anliegen war es dabei immer, wissenschaftliche Erkenntnisse für praktisches Handeln zugänglich zu machen. Die Erarbeitung von technischen Regeln unter seiner Führung wurde daher begleitet von Veröffentlichungen, in denen die Vorgehensweise erläutert und der wissenschaftliche Hintergrund vertieft wurden. Er war Mitglied des DVWK-Vorstands und Mitglied des Beirats des Landesverbandes Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Prof. Koehler wurde am 17. September 2008 im Rahmen der DWA-Bundestagung in Mannheim aufgrund seiner langjährigen Arbeit in den Fachgremien der DWA und ihrer Vorgängerorganisation DVWK sowie seiner hervorragenden Arbeiten im Bereich des Niedrigwassers mit der DWA-Ehrennadel ausgezeichnet.
Eine große Fachkompetenz und die stets ruhige, bescheidene und sachbezogene Argumentation waren die wesentlichen Eigenschaften des sympathischen und allseits geschätzten Fachkollegen Gero Koehler, die wir vermissen werden. Seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war er Vorbild und sehr geschätzter Chef zugleich.
Wir verlieren in Prof. Dr. Gero Koehler einen verantwortungsbewussten und engagierten Wissenschaftler, einen hochgeschätzten Weggefährten und einen liebenswerten Kollegen, den wir dankbar für die lange gemeinsame Zeit in guter Erinnerung behalten werden. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen beiden Töchtern.
Kaiserslautern, im Januar 2012
Prof. Dr. Robert Jüpner (Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft)
Prof. Dr.-Ing. Theo G. Schmitt (Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft bis 2019)